Nein zum Bau des Umspannwerks Mannheim Ost


Die TransnetBW als Übertragungsnetzbetreiber beabsichtigt, auf Grundlage des neuen Netzentwicklungsplans 2037/2045 des Bundes, ein Umspannwerk auf Heddesheimer Gemarkung zu errichten.

Hintergrund dafür ist, dass für die Versorgungssicherheit Mannheims der Zubau einer weiteren Netzeinspeisung aus dem 380-kV-Netz vor dem Jahr 2030 unbedingt erforderlich ist. Damit soll ein zweiter, vom Großkraftwerk (GKM) unabhängiger, Einspeisepunkt für die Stadt Mannheim geschaffen werden.

Nach einer Vorauswahl und Bewertung verschiedener Standortalternativen und angeblich mangels geeigneter Alternativen auf der Gemarkung der Stadt Mannheim hat die TransnetBW eine Vorzugsfläche auf dem westlichen Teil der Gemarkung der Gemeinde Heddesheim mit einer Größe von ca. 20 ha ins Auge gefasst, auf der das neue Umspannwerk „Mannheim Ost“ realisiert und bis 2028 in Betrieb genommen werden soll.


Umspannwerk_Lageplan

Abbildung: Geplanter Standort für das Umspannwerk

Der Bürgermeister und der Gemeinderat der Gemeinde Heddesheim lehnen das Vorhaben der TransnetBW aus folgenden Gründen ab:

1.      Transparenz der Standortwahl

Die Standortauswahl für das Umspannwerk kann aus Heddesheimer Sicht nicht transparent nachvollzogen werden. Wir vermissen eine echte Alternativenprüfung auf regionaler Ebene, bei der auch Flächen nördlich oder westlich von Mannheim objektiv in den Blick genommen werden. Ferner überzeugen uns nicht die Argumente, dass ein Vorhaben mit der Bezeichnung „Mannheim Ost“ nicht auf Mannheimer Gemarkung realisiert werden kann.

  • Wir fordern eine nachvollziehbare, transparente und ergebnisoffene Prüfung von Standortalternativen ohne Fokussierung auf Heddesheim!

2.      Einschränkung kommunaler Planungshoheit und Widerspruch zu räumlichen Entwicklungsabsichten

Das Vorhaben stellt einen erheblichen Eingriff in die kommunale Planungshoheit der Gemeinde Heddesheim dar und steht im Widerspruch zu den übergeordneten Planungen und längerfristigen Entwicklungsabsichten der Gemeinde.

Das Umspannwerk schränkt die zukünftigen Entwicklungsmöglichkeiten der Gemeinde in erheblichem Umfang ein.

  • Eine Planung über unsere Köpfe hinweg und gegen den ausdrücklichen Willen von Bürgermeister und Gemeinderat, werden wir nicht akzeptieren!

3.      Natur- und Artenschutz

Die geplante Errichtung des Umspannwerks stellt einen erheblichen Eingriff in die lokale Flora und Fauna dar. Besonders von diesem Vorhaben betroffen ist der streng geschützte und vom Aussterben bedrohte Feldhamster. Durch die Bauarbeiten und den Betrieb eines Umspannwerks wird der großflächige Lebensraumverbundes des Feldhamsters unwiederbringlich zerschnitten und damit die Population des Feldhamsters stark gefährdet.

  • Wir wollen den Naturraum schützen und den Lebensraum des Feldhamsters erhalten!

4.      Verunstaltung des Landschaftsbildes

Der Flächenverbrauch von ca. 20 ha ist exorbitant hoch. Durch die Realisierung eines Umspannwerks auf der Vorzugsfläche auf Heddesheimer Gemarkung entsteht in der freien Landschaft an einer wichtigen Zufahrtsstraße dauerhaft eine Infrastrukturanlage, die allein durch Ihre Dimension das Landschaftsbild im Westen von Heddesheim komplett verunstaltet.

  • Wir akzeptieren keine Beeinträchtigung des Landschaftsraums im Westen von Heddesheim!

5.      Verlust von wertvollem Boden für die Landwirtschaft

Die Böden auf der Gemarkung Heddesheim und damit auch im Bereich des geplanten Umspannwerks haben sehr gute Qualität. Durch die Realisierung des Umspannwerks gehen 20 ha wertvoller Boden für die Produktion von Nahrungsmitteln unwiderruflich verloren, die damit der Landwirtschaft vorenthalten bleiben.

  • Wir wollen die sehr guten Böden für die örtliche Landwirtschaft erhalten und damit die regionale Nahrungsmittelproduktion sichern!

6.      Negative Auswirkungen auf die Infrastruktur

Die für den Betrieb eines Umspannwerks notwendige Infrastruktur, wie z.B. geeignete Zufahrtswege/-straßen fehlen komplett und müssen neu hergestellt werden. Auch das Wegenetz in Richtung Mannheim mit einer wichtigen Radwegeverbindung in westlicher Richtung wird unterbrochen.

Die notwendige, ausreichende Infrastruktur insbesondere im Bereich des Brandschutzes ist nicht vorhanden. Unsere Freiwillige Feuerwehr ist nicht in der Lage, die zusätzlichen Anforderungen zu erfüllen, die mit dem Betrieb eines Umspannwerks einhergehen.

  • Wir lehnen den Bau zusätzlicher Infrastruktur und Ausstattung unserer Feuerwehr in Bezug auf das Vorhaben ab!

7.      Zusätzliche Belastungen für die Heddesheimer Bevölkerung

Heddesheim ist Teil des Verdichtungsraums Mannheim/Heidelberg und bereits heute stark durch Verkehrsinfrastrukturen und umliegende Industrien betroffen. Das geplante Umspannwerk bringt weitere Beeinträchtigungen für die Bevölkerung mit sich. Neben zu erwartenden Immissionen durch den Betrieb des Umspannwerks geht auch wertvoller Erholungsraum verloren.

  • Wir wollen die guten Lebensbedingungen der Heddesheimer bewahren!

8.      Kein Vorteil oder Nutzen für Heddesheim

Das Projekt bietet für die Gemeinde Heddesheim keinen einzigen, erkennbaren Mehrwert, sondern bringt nur Nachteile. Die Vorteile des Projektes hingegen kommen ausschließlich der Stadt Mannheim zu Gute. Eine faire und gerechte Lastenverteilung ist hier nicht gegeben. Es wird nicht akzeptiert, dass die Versorgungsicherheit und das Erreichen der langfristigen Klimaschutzziele der Stadt Mannheim auf dem Rücken des kleinen Nachbarn Heddesheim ausgetragen wird.

  • Wir fordern eine (sach-) gerechte Lastenverteilung!

Hier geht es zum Offenen Brief von Bürgermeister und Gemeinderat an den Oberbürgermeister der Stadt Mannheim

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Redakteur / Urheber
Gemeinde Heddesheim